28.10.2014

Tag 18 - "Weil wir es können"


Donnerstag, 05.09.2013
km: 50
Version Maren:

Der strahlend blaue Himmel lachte über Hveragerdi als wir aus dem Zelt krabbelten: Ausgleichende Gerechtigkeit nach einer weiteren verfrorenen Nacht (ohne Nordlichter). Da Holger heute zur letzten Etappe aufbrechen sollte, packten wir gewohnt routiniert zusammen, frühstückten und machten zum wiederholten Male von unseren Sonnenbrillen Gebrauch... unglaublich, aber wahr!

Nachdem Holger aufgebrochen war, um den letzten Frühstücksberg und die letzten 50 Kilometer unserer Reise in Angriff zu nehmen, vertrödelte ich meine Wartezeit bis zum Eintreffen des Busses wie gewohnt in einer Tankstelle bei Kafi und Skyr und einer isländischen Zeitung (also, beim Betrachten der schönen bunten Bilder). Der Bus kam pünktlich, ich belud ihn fachmännisch und hielt Ausschau nach Holger auf der Straße. Ich entdeckte ihn kurz vor dem Ortsschild von Reykjavik, wr aber selbst zu ergriffen von der Stadt, die sich vor mir ausbreitete und dem Gefühl, es jetzt endlich geschafft zu haben. Ordentlich winken war da nicht.
Einen kleinen Einfahr-Triumph wurde mir dann auch noch zu Teil, weil der angesteuerte Busterminal am Stadtrand lag. So schaffte auch ich die letzten Kilometer (es waren bestimmt 2!) auf dem Fahrrad zum verabredeten Treffpunkt auf dem Campingplatz. Und dann hieß es nur noch warten.
Das Willkommens-Reste-Essen ist angerichtet.




Version Holger:

Die Fahrt durch die Wolke vor 4 Tagen machte mir in der Folgezeit schwer zu schaffen. Seitdem machte sich in mir eine Erkältung breit und schwächte mich zunehmends. Die Kräfte ließen nach und ich war mental am Boden.
Wohlwissend, dass es nur noch 50 Kilometer bis Reykjavik waren und dass die heutige Etappe die letzte der gesamten Route sein würde, beschloss ich aber bereits am Vorabend, trotzdem zu fahren; unwissend, wie hart diese Etappe werden würde... vieleicht nicht unwissend, aber ignorant.

Nach dem Frühstücksberg - mit 6,7 Kilometern Bergauffahrt immerhin der zweitgrößte der gesamten Runde - folgte 12 Kilometer Gegenwind durch Schwefellandschaft. Ich brauchte eine Pause, ich war am Ende. Die Beine brannten, die Nase lief, der Kopf war völlig vernebelt. Was hatte ich mir da bloß angetan?!
Zivilisation! Ist das etwa... es IST Reykjavik!!


Und jetzt? Jetzt sitze ich in Reykjavik bei Nüssen und Bier und strahle übers ganze Gesicht - glücklich, es verdammt nochmal geschafft zu haben. Die Wende kam schneller, als ich dachte: Nach meiner Pause am Straßenrand ging es weiter. Mal wieder bergauf. Ich hätte kotzen können, wäre da nicht die Silhouette von Reykjavik direkt hinter der nächsten Kurve gewesen. Ich bin kein besonders extrovertierter Mensch. Aber meinen Jubelschrei hätte in diesem Moment ganz Island hören können. So viel Euphorie setzt natürlich gleich neue Kräfte frei. Außerdem lag Reykjavik ein ganzes Stück unterhalb von mir, was nur bedeuten konnte, dass ich ab jetzt bergab ins Ziel rollen konnte. Yeah, baby!

Nach dem obligatorischen Foto vor dem Ortsschild waren es nochmal mühsame 30 Minuten Gewusel durch die Zubringerstraßen und 30er-Zonen, bis ich endlich am Campingplatz, dem Start und Ziel unserer Reise, ankam und Maren in die Arme nehmen konnte. Dafür reichte die Kraft dann doch noch.
Da is dat Ding!

Ein Vorher-Nachher-Vergleich ohne das "vorher"
Auch nach einer Island-Umrundung noch unglaublich attraktiv: Maren!



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Nach erfolgreicher Reunion am Hostel gönnten wir uns erst einmal eine sonnige Brotzeit auf der Terrasse und äußerten leise die Vermutung, dass es während unserer Abwesenheit in Reykjavik die ganze Zeit über sonnig und schön gewesen war, währen wir uns durch Regen und Sturm kämpfen mussten.
Nach erfolgreichem Einzug in unsere Zimmer und einer winzigen Erholungspause machten wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Frei nach dem Motto "man gönnt sich ja sonst nichts" schlemmten wir uns durch folgende Liste an Leckereien und genossen das gute Wetter:


  • Tee und Kaffee im KEX Hostel 
  • Sandwiches und belegte Brötchen
  • den bis jetzt zweitbesten Kuchen (oder den besten? Wer weiß)
  • Bier, Rauchmandeln und gebratene Champignons


Der Bürgermeister beglückwünschte uns zu unserer Leistung
Und jetzt lassen wir diesen Tag bei einem gratis Konzert im KEX Hostel ausklingen, das übrigens ganz wunderbar ist (also: das Hostel. Und das Konzert auch!). Was freuen wir uns, morgen hier einziehen zu dürfen!

Immer brav schreiben! Auch mit ein paar Bierchen intus

Und die Band spielte unser Lied... und wir verstanden kein Wort

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