20.10.2014

Tag 13 - "Tu ma lieber die Möhrchen"


Samstag, 31.08.2013
km:12
Der Routinecheck des Isländischen Wetterdienstes verhieß auch für den heutigen Tag nichts Gutes. Die Vorhersage versprach zwar ordentlich Sonne, dafür aber weiterhin sturmartige Windböen mindestens Stärke 7 von Westen. Also: Aus der Gegenrichtung. Daher ließen wir uns von unserem favorisierten gelb-blauen Busunternehmen weiter gen Westen kutschieren. Vorbei an eindrucksvollen Gletscherlagunen, Flussdeltas und dem Vatnajökull. Angekommen in Kirkjubæjarklaustur waren wir durch das Busgeschaukel, die allzu friedlich wirkende Sonne und wahrscheinlich auch durch die viel zu heiß aufgedrehte Heizung im Bus in unserem objektiven Blick der Sachlage so eingeschränkt, dass wir trotz Sturmwarnung versuchen wollten, zum nächsten Campingplatz zu kommen, der ja auch nur noch 35 km entfernt lag.

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Kann man auf diesem Foto das Wetter erahnen? Nein, nicht annähernd!

Kaum angekommen in der Mondlandschaft aus Lava und Moos merkten wir schnell, dass das wohl die dümmste Idee unserer bisherigen Reise war. Noch dümmer war vielleicht nur noch, das wir nicht auf dem Absatz - pardon: auf dem Hinterrad - Kehrt gemacht haben, um im sicheren Hafen von Klaustur Schutz zu suchen, sondern wie die Irren durch die Lava steuerten; Spielbälle im Wind und immer noch fest entschlossen, heute wenigstens ein bisschen Fahrrad zu fahren.
Doch der Wind wurde immer stärker und mit ihm der Respekt und das bange Gefühl, sich vielleicht übernommen zu haben. Außerdem kamen wir mittlerweile gar nicht mehr vorwärts, weswegen wir vom "Rad fahren" zum "Rad schieben" übergehen mussten. So taten wir wenigstens mal was für unsere Armmuskeln.
Da alle Autos ohne auch nur Notiz von uns zu nehmen an uns vorbei bretterten und selbst menschenleere Busse nicht anhielten, verließ uns endgültig die Motivation und wir beschlossen, zu einem Haus zu laufen, das einen geschätzten Kilometer am rechten Straßenrand hinter den Lavafeldern zu sehen war, um dort Schutz vor dem Wind zu suchen und die Zeit bis zum Eintreffen des STRATEO-Busses zu verbringen.

Schutz vorm Sturm? Fehlanzeige!
Aus dem geschätzten Kilometer wurden drei, und wir brauchten 40 Minuten, um das Haus zu erreichen. Wir hegten die Hoffnung, dass uns eine Isländische Oma mit den Worten "Ich habe euch schon von Weitem gesehen. Kommt rein, Kaffee ist schon augesetzt!" begrüßt (alles natürlich auf Isländisch...). Selbst mit einem Redneck mit Schrotflinte wären wir noch irgendwie klar gekommen. Und was war? Nichts! Das Haus war verlassen, leer... und abgeschlossen! Nachdem wir das Areal gründlich inspiziert hatten und auf der sonnigen, windgeschützten Veranda eine Tüte Studentenfutter verspeist hatten, beschlossen wir, hier die Nacht zu verbringen und am nächsten Tag weiter zu fahren.
Wir fanden ein windgeschütztes, nicht allzu schräges Plätzchen für unser Zelt und schliefen ganz ermattet erstmal ein Ründchen...

Eine erschöpfte Maren im ersten Windschatten des Tages

Seht ihr da ganz hinten am Horizont die Straße? Nein? Wir auch nicht.

Unsere kleine Farm

Unsere noch kleinere Farm
Danach zauberte Holger etwas zu Essen und schimpfte nur ganz selten über den Kocher, während Maren faul im Zelt liegen bleiben durfte. Das Essen wurde übrigens superklasse: Ebli, Möhrchen, Pilzsoße! Genau das hatten wir verdient nach diesem Tag. Und genauso verdient hatten wir uns die Schoki im Schlafsack!

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